Didacta 2024

Ohne große Erwartungen, aber mit Vorfreude bin ich zur diesjährigen Didacta nach Köln gefahren – heimgekommen bin ich inspiriert, mit vielen spontanen Begegnungen und Gesprächen im Gepäck. Das letzte Mal war ich noch während Corona auf einer Didacta – jetzt schien es so, dass alle, die damals noch nicht wieder auf der Messe waren, zurückgekehrt sind. Trotz der digitalen Entwicklung im Bildungsbereich gab es noch viel Papier – zum Glück, wie ich finde: Lektüren, Ratgeber, Sachbücher, Unterrichtsmaterialien …

So habe ich auch viele meiner Bücher an den Ständen gefunden: etliche Materialien und Geschichtenbücher, die ich für Deutschlernende geschrieben habe, mein Konfliktspiele-Büchlein und die Karten zum Autobiografischen Schreiben. Die Bildungsbuch-Branche setzt nicht so sehr auf sofortige Bestseller, Veröffentlichungen bleiben oft über Jahre am Markt, was für Autorinnen und Autoren natürlich schön ist.

Was die Vorträge und Diskussionsrunden angeht, hatte ich das Gefühl, dass Themen rund um KI einen großen Stellenwert hatte. Rund um Demokratiepädagogik, zu historisch-politischer Bildung gab es leider eher wenige Veranstaltungen. Bei einer Podiumsdiskussion war ich dann: eine Runde mit Trägern der außerschulischen Demokratiebildung (u.a. waren der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und Amnesty International auf dem Podium).

Fotos: Klett Sprachen / Andrea Behnke

Frieda in der dritten Runde

Es ist gar nichts Saures, sondern etwas Süßes: Denn mein allererster Roman, „Frieda und das Glück der kleinen Dinge“, geht in die 3. Auflage. Veröffentlicht im Sommer 2018, entwickelt er sich zum Longseller, was mich sehr freut. Denn in der schnelllebigen Kinderbuchbranche ist es nicht selbstverständlich, dass Bücher so lange am Markt bleiben. Also Lena und Oma Frieda: Go for it!
Das schöne Cover und die Vignetten sind von Corinna Böckmann, erschienen im Südpol-Verlag.

Foto: Andrea Behnke

Lesungen zum Gedenktag

Im Moment blogge ich wenig – wer meine aktuellen Aktivitäten verfolgen möchte, kann dies auf meinem Instagram-Account tun. Dort schreibe ich auch über Lesungen und neue Projekte.

Doch hier möchte ich auf jeden Fall noch einmal auf meine Lesungen aus meinem Kinderroman „Die Verknöpften“ zum Holocaust-Gedenktag zurückblicken. Das waren in diesem Jahr fünf Lesungen – und eine wird noch kommen.

Bottrop und Bochum

Wie schon im letzten Jahr durfte ich in zwei Lesungsrunden vor allen 5. Klassen der inklusiven Matthias-Claudius-Schule in Bochum lesen. Die Schule hat eine wunderschöne Schulbücherei, in der ich, wie immer, sehr nett empfangen wurde.

Und dann war ich an zwei Schulen in Bottrop: Eine Lesung fand vor zwei inklusiven Religions-Klassen an einer Gesamtschule statt, zwei Lesungen waren an einem Gymnasium vor 6. Klassen (hier wird es noch eine dritte Lesung geben). Hier geht ein großes Dankeschön an das Stadtarchiv Bottrop, das die Lesungen ermöglicht hat.

Wie schon die Schullesungen Ende des Jahres ist mir auch jetzt wieder klar geworden: Es ist wichtiger denn je, das Thema NS-Zeit und Shoah in Schulen zu verankern: nicht erst dann, wenn es im Fach Geschichte auf dem Lehrplan steht. Es gibt viele Wissensinseln, viel Halbwissen, Vorurteile … und manchmal auch die Haltung „Was geht mich das noch an“. Dem kann Literatur entgegenwirken. Und meine Lesungen sind immer auch Veranstaltungen zur historisch-politischen Bildung sowie Veranstaltungen gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus.

Foto: Andrea Behnke

Weihnachts-Ohrenbär

Ich habe mich sehr gefreut, diese Hörgeschichte für die Sendung Ohrenbär schreiben zu dürfen: eine Geschichte über ein Weihnachtsfest in der Nachkriegszeit. Wie war es 1946, in diesem eisekalten Winter, in dem nichts mehr war wie zuvor?

Die Geschichte heißt „Knöpfe am Weihnachtsbaum“, und im Mittelpunkt stehen Irmi, ihr Bruder Karl und ihre Eltern. In der Kammer im Stall ist es so kalt, dass Eiskristalle am Fenster sind – von innen! Und einen richtigen Weihnachtsbaum, wie früher, gibt es auch nicht … Ob dieses Weihnachten für Irmi und ihre Familie trotzdem glitzern kann?

Ganz vielleicht hat sich die Kraft der Musik in die Geschichte geschlichen – und das, was wirklich wichtig ist: liebe Menschen nämlich. Die titelgebenden Knöpfe haben einen wahren Hintergrund: Ich habe ganz viele Berichte gelesen, in denen die Kinder von damals über ihr Weihnachten nach dem Krieg erzählt haben. Und da gab es einmal auch tatsächlich keine Weihnachtskugeln, sondern alles mögliche, was greifbar. Unter anderem eben auch Knöpfe aus dem Nähkästchen.

Die Schauspielerin Conny Wolter hat die Geschichte ganz wunderbar gelesen. Gesendet wurde sie heute im rbb Kultur und auf NDR Info – und jetzt ist sie auf der Ohrenbär-Seite online nachzuhören.

Foto: Andrea Behnke

Historische Bildung durch Lesungen

Meine beiden Kinderromane „Die Verknöpften“ und „Flaschenpost in Sütterlin“ eignen sich auch für die historisch-politische Bildungsarbeit. Immer wieder lese ich auch im Rahmen von Gedenktagen oder Erinnerungsveranstaltungen, bei Projekttagen und im Rahmen von Interreligiösen oder Interkulturellen Wochen.

Besonders gefreut habe ich mich, dass ich im November von der LAG Schulbibliotheken NRW eingeladen wurde zur Jahresversammlung samt Fortbildungstag – um zum Thema „Historische Bildung und Leseförderung verbinden“ zu erzählen und aus „Die Verknöpften“ zu lesen. Eine Herzensveranstaltung also. Die Diskussion nach meiner Lesung war sehr angeregt: Ab welchem Alter kann man Kindern von der Shoah erzählen? Was kann Literatur hier leisten?

Wie wichtig es ist, frühzeitig einzusetzen, zeigten einige Lesungen, die ich zuvor in 3. und 4. Klassen in Herne in der OGS und in vier 5. Klassen in einer Gesamtschule in Dinslaken hatte. Vor den Grundschulkindern las ich aus „Flaschenpost in Sütterlin“ und merkte wieder einmal, wie nah das Thema Flucht und Krieg an den Kindern ist. Und die Lesungen in Dinslaken waren meine ersten „Verknöpften“-Lesungen nach dem Terroranschlag durch die Hamas in Israel. Das waren sehr herausfordernde Veranstaltungen, die mich Kraft gekostet haben, die aber auch etwas in Bewegung setzen konnten.

Ich hoffe sehr, dass nicht an der politischen und historischen Bildungsarbeit gespart wird. Denn sie ist nötiger denn je.

Foto: Andrea Behnke