Festival „Wagnis“

Ich habe mich gefreut, dass ich mit meinem Buch „Die Verknöpften“ eine Einladung nach Berlin hatte: Ich durfte bei den Autorenwochen „Wagnis – Kopfsprung in neue Geschichten“ lesen. Eingeladen hatte das Theater Morgenstern, ein wunderbares Theater in Berlin-Friedenau.

Das Konzept, das die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Theaters für die Autorenbegegnungen entwickelt haben, ist toll: Denn es können sich Gruppen für die Lesungen bewerben (aus Schule oder Kita, je nach Buch) – und dann gibt es eine theaterpädagogische Einführung rund um das Buchthema. So kommen die Kinder und Jugendlichen sehr gut vorbereitet in die Lesungen.

Doppelte Premiere

Meine Lesung war für mich eine doppelte Premiere: Nachdem ich schon sehr viele Lesungen (rund 30) mit den Verknöpften hatte, war es meine erste Einladung in die Hauptstadt. Und: Es war meine erste Lesung vor einer dritten Klasse – zudem vor einer reinen Jungsklasse. Ich gebe zu: Es hat mich erst ein wenig nervös gestimmt, dieses Buch vor dieser Altersgruppe zu lesen. Der Verlag hat das Buch ab 10 Jahren ausgewiesen, ich habe es für Kinder ab der 4. Klasse geschrieben. Bisher waren alle Buchungen bei diesem Roman für 5. oder 6. Klassen – oder es waren offene Lesungen. Eine Bücherei hatte kürzlich versucht, Grundschullehrkräfte zu motivieren, mit einer 4. Klasse zu kommen, doch die Angesprochenen fanden es zu früh.

Und jetzt also eine 3. Klasse … Doch was soll ich sagen? Es war eine ganz wunderbare Lesung. Nicht zuletzt durch die gute theaterpädagogische Vorbereitung zum Thema Ausgrenzung konnten sich die Jungen sehr gut in die vier Kinder aus meinem Roman einfühlen. Sie hatten ein sehr großes Interesse an der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, an dem „Warum?“ und auch daran, was die Vergangenheit mit unserer Gegenwart zu tun hat. Es waren ganz intensive Gespräche, gepaart mit Wissensdurst und Neugier. Das Theater Morgenstern hat alles hervorragend organisiert, sodass ich meine Zeit im Geschichtenraum des Theaters sehr genossen habe. Danke!

Mein Anliegen mit dem Buch war und ist es, gerade jüngere Kinder (Ende der Grundschule) anzusprechen. Jetzt hoffe ich, dass sich mehr Lehrkräfte von 4. Klassen trauen, das Thema Nationalsozialismus anzugehen. Literatur und Lesungen sind ein guter Weg dafür. Kindgerecht aufbereitet, kann es nicht früh genug sein.

Foto: Andrea Behnke