
Viele Jüdinnen und Juden, viele Andersdenkende haben versucht, aus Deutschland im Nationalsozialismus zu fliehen. Manchen gelang der Weg ins Exil, doch wie wir wissen, schafften es die meisten nicht.
Zudem wurden Ende des Zweiten Weltkriegs Millionen Menschen unter anderem aus Schlesien und Ostpreußen vertrieben oder mussten fliehen, als die Rote Armee vorrückte. Das ist ein sehr schwieriges Kapitel deutscher Geschichte. Denn natürlich brachte die Vertreibung viel Leid über die Menschen. Gleichzeitig muss man immer im Kopf behalten: Es waren die Deutschen, die diesen furchtbaren Krieg angefangen haben. Es waren die Nationalsozialisten, die das Leben vieler, vieler Menschen auf dem Gewissen haben. Und es war die Mehrheit der deutschen Bevölkerung, die mitgemacht, zugeguckt oder weggeguckt hat.
Mein Buch

Doch Kinder sind immer unschuldig, Kinder sind in jedem Krieg Opfer: Das war damals so und das ist heute immer noch so. Genau so eine Geschichte erzähle ich in „Flaschenpost in Sütterlin“. Verwoben mit einem Zeitstrang aus der Jetzt-Zeit ist die Geschichte von Irmgard, die mit 10 Jahren ihre Heimat verlassen musste – was ihr blieb, war ein Foto aus besseren Zeiten. Eine ebensolche Flucht-Geschichte erzähle ich einer Geschichte, die es beim Wettbewerb „Kunst der Einfachheit“ unter die 10 Nominierten geschafft hat. „Erika, die Puppe und das Lächeln“, heißt sie und ist in der Anthologie der Lebenshilfe Berlin mit dem Titel „Heimat“ erschienen.
Ich sehe noch heute Ellis große entsetzte Augen vor mir. Ihr Gesicht, das kleiner und kleiner wurde und irgendwann in der Dunkelheit verschwand.
Aus: „Flaschenpost in Sütterlin“
Andrea Behnke
Flaschenpost in Sütterlin
Illustriert von Petra Dorkenwald
Hase und Igel 2019