Kindertransporte

Seit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 versuchten viele Jüdinnen und Juden Deutschland zu verlassen. Doch das war nicht so einfach – die Einreisebestimmungen der meisten Länder waren streng, und auch die Nationalsozialisten erschwerten den jüdischen Menschen die Ausreise. Erst nach den Novemberpogromen 1938 erklärten sich einige Länder bereit, zumindest Kinder und Jugendliche in Sicherheit zu bringen. Rund 20.000 unter 17-Jährige konnten so gerettet werden. Die meisten fuhren – ohne ihre Eltern – mit Zügen Ende 1938 bis Mitte 1939 nach Großbritannien, aber auch Länder wie Schweden oder Holland nahm Kinder auf. Gerettet wurden oft nur die Körper der Kinder, die Seelen litten hingegen.

Die Ausreise der Kinder mussten die jüdischen Gemeinden in Deutschland selbst organisieren, manchmal wurden sie von ausländischen Organisationen unterstützt. In Bochum zum Beispiel bereitete die Else Hirsch, Lehrerin der damaligen Jüdischen Schule, zusammen mit der Gemeindesekretärin die (damals so genannten) Kindertransporte vor. Ihr habe ich meinen Kinderroman „Die Verknöpften“ gewidmet, der vor dem Hintergrund dieser wahren Geschichte spielt.

Meine Bücher

In drei meiner Bücher spielen die Kindertransporte eine Rolle. Zum einen in meinem Kinderroman „Die Verknöpften“, zum anderen in zwei Kinder-Biografien: In „Der Tag, an dem die Blumen ihre Farbe verloren“ erzähle ich die Geschichte des Dorstener Mädchens Ilse Reifeisen. Ilse hat Deutschland mit 13 Jahren alleine Richtung Schweden verlassen. Das Buch habe ich im Auftrag des Jüdischen Museums Westfalen geschrieben, es ist vor allem für den museumspädagogischen Einsatz gedacht.

„Der Duft von Apfelkuchen“ ist die Geschichte des Mädchens Renate Inow, das aus Wuppertal-Elberfeld nach London fahren fliehen musste. Das Buch habe ich für die Begegnungsstätte „Alte Synagoge Wuppertal“ geschrieben. Mit Renie, wie sich Renate Inow heute nennt, telefoniere ich immer noch oft, die Gespräche sind sehr bereichernd.

Langsam ging Renate zur Treppe. Jede Treppenstufe fiel ihr schwer, als hätte sie Blei in den Schuhen.
aus: „Der Duft von Apfelkuchen“

Andrea Behnke
Die Verknöpften
Covergestaltung: AliciaQ
Monika Fuchs Verlag 2024 (Neuausgabe der Hardcoverausgabe aus dem Ariella Verlag 2021)

Andrea Behnke
Der Duft von Apfelkuchen. Die Geschichte des Mädchens Renate Inow aus Elberfeld
Herausgegeben von Ulrike Schrader für die Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
Illustriert von Andrea Hold-Ferneck
Verlag Hentrich & Hentrich 2024

Andrea Behnke
Der Tag, an dem die Blumen die Farbe verloren
Gestaltung Marc Kiecok mit Collagen von Schülerinnen und Schülern des Ursulinen-Gymnasiums Dorsten
Jüdisches Museum Westfalen 2023