Historische Bildung durch Lesungen

Meine beiden Kinderromane „Die Verknöpften“ und „Flaschenpost in Sütterlin“ eignen sich auch für die historisch-politische Bildungsarbeit. Immer wieder lese ich auch im Rahmen von Gedenktagen oder Erinnerungsveranstaltungen, bei Projekttagen und im Rahmen von Interreligiösen oder Interkulturellen Wochen.

Besonders gefreut habe ich mich, dass ich im November von der LAG Schulbibliotheken NRW eingeladen wurde zur Jahresversammlung samt Fortbildungstag – um zum Thema „Historische Bildung und Leseförderung verbinden“ zu erzählen und aus „Die Verknöpften“ zu lesen. Eine Herzensveranstaltung also. Die Diskussion nach meiner Lesung war sehr angeregt: Ab welchem Alter kann man Kindern von der Shoah erzählen? Was kann Literatur hier leisten?

Wie wichtig es ist, frühzeitig einzusetzen, zeigten einige Lesungen, die ich zuvor in 3. und 4. Klassen in Herne in der OGS und in vier 5. Klassen in einer Gesamtschule in Dinslaken hatte. Vor den Grundschulkindern las ich aus „Flaschenpost in Sütterlin“ und merkte wieder einmal, wie nah das Thema Flucht und Krieg an den Kindern ist. Und die Lesungen in Dinslaken waren meine ersten „Verknöpften“-Lesungen nach dem Terroranschlag durch die Hamas in Israel. Das waren sehr herausfordernde Veranstaltungen, die mich Kraft gekostet haben, die aber auch etwas in Bewegung setzen konnten.

Ich hoffe sehr, dass nicht an der politischen und historischen Bildungsarbeit gespart wird. Denn sie ist nötiger denn je.

Foto: Andrea Behnke

Buchmesse 2023

Bis zum Wochenende wusste ich noch gar nicht, wann ich zur Buchmesse fahre. Schließlich habe ich mich Mittwoch auf den Weg gemacht. Der erste Buchmessen-Tag ist gemeinhin der, der am wenigstens überlaufen ist. Geplant hatte ich nur wenig – meine Erwartungen waren somit nicht hoch. Ich freute mich darauf, einfach durch die Gänge zu schlendern und mir auch endlich mal Lesungen anzuhören, was ich sonst bei Messebesuchen meistens nicht schaffe.

Letztlich habe ich doch drei Verlage besucht – und etliche Kolleginnen und Kollegen getroffen. Diese Begegnungen sind immer das i-Tüpfelchen auf Messen. Und nach der Pandemie merkt man immer noch, dass Menschen sich über „echte“ Treffen freuen.

Tatsächlich war ich auch bei Lesungen: So habe ich Michael Piekar gehört, der im Sommer noch beim Bachmann-Preis war, war bei Marion Tauschwitz‘ Vorstellung von „Selma Merbaum – Ich habe keine Zeit gehabt, zu Ende zu schreiben“ und habe Joana Osman erlebt, die ihren Roman „Wo die Geister tanzten“ präsentiert hat. Dieser Roman hat angesichts der Lage in Israel noch einmal an Aktualität gewonnen.

Weniger Aussteller

Die Lesungen waren zum Teil nicht sonderlich gut besucht, das tat mir im Herzen weh für die Autorinnen und Autoren. Doch das ist wohl des einen Freud, des anderen Leid: Der erste (Fachbesucher-)Tag ist wahrscheinlich nicht der beste für Veranstaltungen.

Doch augenfällig war auch, dass die Messe insgesamt sehr ausgedünnt war. Es gab viele „Relax-Zonen“, wie sie genannt wurden – sogar in der vor Corona brechend vollen Halle 3. Besonders leer war die Halle 4.1. Die Indie-Verlage, die in diesem Jahr noch einen Stand hatten, passten alle noch auf die Ebene 3.1. Auch hatten große Verlage, die sonst mehrere Stände hatten, quasi „alles unter einem Dach“: zum Beispiel Kinderbuch und Schulbuch oder Erwachsenen- und Kinderliteratur …

Das zeigt vielleicht, dass die Pandemie den Verlagen andere Wege des Vertriebs und der Vernetzung gezeigt. Und: dass es vielen – gerade kleineren – Verlagen derzeit auch nicht so gut geht, dass ein Messeauftritt finanziell zu stemmen ist.

Über allem schwebte in diesem Jahr das Thema Künstliche Intelligenz. KI ist – so schien es zumindest gestern – das Kernthema der diesjährigen Messe. Es ist sicher eines, das die Branche verändern wird. Und auch das Leben der Autorinnen und Autoren. Das, so meine Meinung, nicht zum Positiven.

Fotos: Andrea Behnke

Talenttage Ruhr 2023

In den letzten beiden Wochen fanden die Talenttage Ruhr statt. Schon im letzten Jahr durfte ich im Rahmen der Veranstaltungsreihe lesen – ich habe mich sehr gefreut, dass meine Lesungen auch in diesem Jahr wieder Teil der Talenttage sein durften.

Ich hatte zwei Bücher im Gepäck: nämlich die „Blütenschwestern“ (Edition Pastorplatz) und „Frieda und das Glück der kleinen Dinge“ (Südpol), aus denen ich insgesamt acht Lesungen an drei Grundschulen und einer Sekundarschule hatte: in Wattenscheid, Lünen, Duisburg und Hagen.

Auf die Frage „Was sind eigentlich Talente?“, bekam ich von einer Viertklässlerin die Antwort: „Das ist das, was wir gut können und was wir gerne machen“. Das trifft es auf den Punkt. Und es ist das, was wir manchmal gar nicht so wahrnehmen. Weil wir auf das schauen, was nicht so gut klappt.

Auch in den beiden Kinderromanen, aus denen ich gelesen habe, geht es um unterschiedliche Leidenschaften: bei Lena-Frieda um ihre Lust zu forschen, um ihre Neugier, die Natur zu erkunden. Und bei den Blütenschwestern hat Lilja Hummeln im Po und turnt viel, während Reni gerne zeichnet und malt.

Es waren allesamt inspirierende Lesungen – auch für mich, vor sehr aktiven Kindern. Danke fürs Möglichmachen dieser Begegnungen an die Talenttage!

Was die Talenttage sonst noch alles bieten und wer sie unterstützt, kann man hier im Netz nachlesen.

Foto: Andrea Behnke

Politische und historische Bildung

Wenn ich mehrfach von Einrichtungen zu Lesungen eingeladen werde, freut mich das besonders. Gerade hatte ich drei solcher Lesungen: eine Lesung war aus „Die Verknöpften“ an einem Essener Gymnasium, zwei Lesungen waren in Marl an einer Hauptschule aus „Flaschenpost in Sütterlin“.

Die Verknöpften-Lesung fand dieses Mal im Rahmen einer Projektwoche zu Antidiskriminierung statt und war somit Teil der politisch-sozialen Bildung der Essener Schule. Finanziert wurde die Lesung vom Verein für Leseförderung, der mich schon öfter eingeladen hat. Ein Dankeschön dafür!

Auch die Flaschenpost-Lesungen in Marl waren eingebettet in eine Veranstaltungsreihe, in der es um das soziale Miteinander und das Zusammenleben geht: nämlich in das Abrahamsfest. Das sind interreligiöse Wochen in Marl, bei denen ich im letzten Jahr zweimal aus „Die Verknöpften“ lesen durfte. Organisiert und finanziert wurden die Lesungen vom Abrahamsfest, von der Kinder- und Jugendbücherei Türmchen und vom Freundeskreis der Bücherei – auch hier ein großes Danke!

Meine Lesungen aus diese beiden Kinderbücher eignen sich – neben der der Leseförderung – besonders für die politisch-historische Bildungsarbeit mit Kindern. Es waren wirklich inspirierende Veranstaltungen – auch für mich.

Foto: Andrea Behnke

Jüdische Kulturtage

Ich habe mich sehr gefreut, dass ich in diesem Jahr mit meinem Kinderroman „Die Verknöpften“ bei den „Jüdischen Kulturtagen zwischen Harz und Heide eingeladen war“ – und zwar zu einer offenen Lesung in der Kinderbücherei Braunschweig und zu zwei Lesungen vor 5. bzw. 6. Klassen in der (übrigens sehr hübschen)  Stadtbücherei in Peine. Schön war’s an beiden Orten!

Organisiert werden die Kulturtage vom Israel-Jacobsen-Netzwerk. Über 60 Veranstaltungen rund um Literatur, Musik, Theater, Film, Kunst uvm. fanden und finden in der gesamten Region statt. Da war es ein bisschen schade, dass ich nur zwei Tage in Niedersachsen war – es gab einige Veranstaltungen, die mich auch interessiert hätten.

Foto: Andrea Behnke